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Bremens Hafengeschichte: Die Balge macht den Anfang

Mit dem Boot direkt am Marktplatz anlegen – was heute nach Utopie klingt, war im Mittelalter ganz normal: die Balge verlief mitten durch die Altstadt. Heute aus dem Stadtbild verschwunden, hat sie dennoch Spuren hinterlassen.

“Balgebrückstraße”, “Stintbrücke” und “Hinter der Balge” – das sind die Straßennamen, die heute noch vom Verlauf der Balge durch die Bremer Altstadt erzählen. Auf Höhe des Altenwalls zweigte sie von der Weser ab, verlief in einem Bogen am Marktplatz entlang und schloss etwa  auf Höhe der Teerhofbrücke wieder an die Weser an. Als Bremen entstand, fand man mit der Bremer Düne und der Balge ideale Bedingungen vor – einerseits vor Hochwasser geschützt, andererseits ein kleiner Fluss, den man befestigen konnte. Ein kleiner Fluss ist dabei vielleicht etwas untertrieben, denn die Balge soll ursprünglich 30 Meter breit gewesen sein! Bequem fuhr man jahrhundertelang bis direkt an die untere Kante des Bremer Marktplatzes um hier die Waren zu entladen – bis die großen Koggen des Spätmittelalters beim besten Willen nicht mehr in die flache Balge kamen.

Der Verlauf der Balge in Bremen

1247 schließlich wurde mit der Anlage der Schlachte das Ende der Balge besiegelt – jedenfalls was den Schiffsverkehr anging. Man nutzte sie nun vornehmlich als Abwasserkanal und die reichen Bürger entlang der Langenstraße errichteten sich allesamt Toilettenerker über der Balge. Nun wurde der Fluss immer mehr zum Problem: der ehemalige Hafen stank zum Himmel! 1399 schließlich erließ Bremen eine “Balgeverordnung”, die die Einleitung von Fäkalien und Schweinemist regelte: Anwohner durften ganzjährig einleiten, alle anderen nur gegen Gebühr und nur im Winter, wenn die Strömung stärker war. Grundsätzlich galt: Toilettenerker durften nicht benutzt werden, wenn darunter gerade jemand mit der Reinigung der Balge beschäftigt war. Um der Abwässer Herr zu werden, wurde die Balge schließlich auf etwa vier Meter verengt und schließlich wegen des Gestanks komplett überdacht. 1837 schließlich hatte man im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll und begann, die Balge zu verfüllen. Lange war sie aus dem Stadtbild verschwunden, heute laden Pflasterstreifen dazu ein, dem ehemaligen Verlauf zu folgen.

Lust auf eine Spurensuche? Dann ist unsere Führung “Da war doch mal was?! Verstecktes und Geheimnisvolles in der Bremer Altstadt” das Richtige!